Skoliose

Skoliose ist eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule, die meist während des Jugendwachstums auftritt. Diese pathologische Veränderung führt zu einer seitlichen Krümmung und Drehung der Wirbel, was zu einer sichtbaren Verformung und Haltungsanomalien führen kann. Die Behandlung variiert je nach Schweregrad und kann Physiotherapie sowie die spezialisierte Schroth-Therapie einschließen, die auf die Korrektur der Wirbelsäulenkrümmung abzielt.

Physiotherapie bei Skoliose

Ursachen von Skoliose

  1. Idiopathische Skoliose: Dies ist die häufigste Form und macht etwa 80% der Fälle aus. Die genaue Ursache ist unbekannt, obwohl genetische Faktoren eine Rolle spielen können.

  2. Kongenitale Skoliose: Diese Form entsteht durch Knochenanomalien, die bereits bei der Geburt vorhanden sind, wie z.B. unvollständig entwickelte Wirbel.

  3. Neuromuskuläre Skoliose: Diese Form wird durch neurologische oder muskuläre Erkrankungen wie Zerebralparese, Muskeldystrophie oder Spina bifida verursacht, die die Muskeln nicht richtig kontrollieren lassen.

  4. Degenerative Skoliose: Diese Form tritt bei Erwachsenen auf und ist auf altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäule wie Bandscheibenabnutzung und Arthritis zurückzuführen.

  5. Syndromale Skoliose: Diese wird durch verschiedene Syndromen wie Marfan-Syndrom oder Ehlers-Danlos-Syndrom verursacht, die die Wirbelsäule beeinflussen.

  6. Sekundäre Skoliose: Kann sich als Folge von Verletzungen, Infektionen oder anderen Krankheiten entwickeln, die die Wirbelsäule beeinflussen.

Erkennungszeichen und Symptome von Skoliose

  1. Sichtbare Verkrümmung der Wirbelsäule: Eine seitliche Krümmung, die besonders beim Bücken sichtbar wird.

  2. Unebene Schultern: Eine Schulter kann höher als die andere erscheinen.

  3. Unebenes Taillendreieck: Eine Seite der Taille kann ausgeprägter als die andere erscheinen.

  4. Hervorstehende Rippen: Ein Rippenbuckel oder eine sichtbare Auswölbung auf einer Seite des Rückens beim Vorbeugen.

  5. Neigung des Körpers: Der gesamte Körper kann zur Seite geneigt erscheinen.

  6. Rücken- oder Nackenschmerzen: Während Schmerzen nicht immer präsent sind, können sie bei einigen Personen auftreten, insbesondere bei Erwachsenen mit degenerativer Skoliose.

  7. Eingeschränkte Beweglichkeit: Die Verkrümmung kann zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Wirbelsäule führen.

  8. Atembeschwerden: Bei schweren Fällen kann die Skoliose den Brustkorb verformen und die Lungenfunktion beeinträchtigen.

Physiotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Skoliose

Physiotherapie bei Skoliose zielt darauf ab, die Wirbelsäulenverkrümmung zu verwalten, Schmerzen zu lindern und die allgemeine Funktion zu verbessern. Ein spezialisiertes physiotherapeutisches Programm kann folgende Elemente umfassen:

  1. Spezifische Übungen: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskulatur, um die Haltung zu verbessern und die Wirbelsäule zu stabilisieren. Dazu gehören auch asymmetrische Übungen, die speziell auf die Korrektur der individuellen Krümmungsmuster abgestimmt sind.

  2. Schroth-Therapie: Eine spezialisierte Form der Physiotherapie für Skoliose, die auf der Verwendung von Haltungspositionen, spezifischen Atmungstechniken und Übungen basiert, um die Wirbelsäulenkrümmung zu reduzieren und das muskuläre Gleichgewicht zu verbessern.

  3. Haltungsschulung: Anleitung und Training, um eine korrekte Haltung im Alltag zu fördern und schlechte Haltungsgewohnheiten, die zur Verschlechterung der Skoliose beitragen können, zu vermeiden.

  4. Manuelle Therapie: Einsatz von manuellen Techniken wie Massage und Mobilisation, um Verspannungen zu lösen, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

  5. Atemübungen: Spezielle Techniken zur Verbesserung der Atmungsfunktion und zur Unterstützung der korrekten Ausrichtung der Wirbelsäule.

  6. Beratung und Aufklärung: Information über die Erkrankung und wie man mit ihr im Alltag umgeht, einschließlich Tipps für Aktivitäten und Ergonomie, um die Wirbelsäulengesundheit zu unterstützen.

  7. Funktionstraining: Übungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, die Funktionsfähigkeit im täglichen Leben zu verbessern und die Unabhängigkeit zu fördern.

Orthopädische Behandlungsmethoden bei Skoliose

Die orthopädische Behandlung von Skoliose umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die abhängig vom Schweregrad der Krümmung, dem Alter des Patienten und dem Wachstumsmuster individuell angepasst werden. Hier sind die Hauptelemente der orthopädischen Behandlung:

  1. Beobachtung: Bei leichten Krümmungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die noch im Wachstum sind, kann eine regelmäßige Beobachtung und Kontrolle mittels Röntgenbildern ausreichend sein, um die Progression der Skoliose zu überwachen.

  2. Korsetttherapie: Bei mittleren bis moderaten Krümmungen und bei Patienten, die noch wachsen, kann das Tragen eines orthopädischen Korsetts erforderlich sein, um die Progression der Skoliose zu verlangsamen oder zu stoppen. Das Korsett muss täglich für mehrere Stunden getragen werden und wird individuell angepasst.

  3. Physiotherapie: Begleitend zur Beobachtung oder Korsetttherapie kann Physiotherapie eingesetzt werden, um die Wirbelsäulenmuskulatur zu stärken, die Haltung zu verbessern und Schmerzen zu lindern.

  4. Chirurgische Eingriffe: Bei schweren Krümmungen oder wenn die Skoliose schnell fortschreitet, kann eine chirurgische Korrektur notwendig sein. Zu den chirurgischen Optionen gehören die Wirbelsäulenfusion und das Einsetzen von Stäben, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und die Krümmung zu korrigieren.

  5. Nachsorge: Nach einer Korsetttherapie oder Operation ist eine regelmäßige Nachsorge erforderlich, um die Wirbelsäulenposition zu überwachen und die langfristige Gesundheit der Wirbelsäule zu sichern.

  6. Lifestyle- und Haltungsempfehlungen: Beratung zu Aktivitäten, Haltung und ergonomischen Praktiken, um eine weitere Verschlechterung der Skoliose zu verhindern und die allgemeine Wirbelsäulengesundheit zu fördern.

Über den Autor

Peter Andrukonis
Peter Andrukonis
Peter arbeitet sehr präzise und analytisch und ist stets offen dafür, neue Methoden oder Alternativen bei der Behandlung seiner Patienten zu erproben. Er vertritt die Auffassung, dass jeder Mensch individuell ist und dementsprechend maßgeschneiderte Therapiemaßnahmen benötigt. Durch das Verständnis für den eigenen Körper, Bewegungsabläufe, Bewegungsmuster und physiologische Prozesse, die im Körper stattfinden, bemüht sich Peter, seinen Patienten ein Bewusstsein und Verständnis für ihren eigenen Körper zu vermitteln, damit sie nicht nur therapiert werden, sondern aktiv an ihrer Therapie mitwirken können.

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